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Sonntagsessen: Selleriesteaks mit Café-de-Paris-Sauce nach Yotam Ottolenghi & Ixta Belfrage

Selleriesteaks mit Café-de-Paris-Sauce nach Ottolenghi/Belfrage | milchmädchen.
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Mit Sellerie hatte ich es lange nicht: Seit man mich als Kind mit verkochten Stangen traumatisierte, habe ich jahrzehntelang einen großen (großen!) Bogen um alles gemacht, was auch nur entfernt an diesen Doldenblütler erinnerte. Stangen, Knollen – sogar Verwandte wie Fenchel und Koriander! Mit letzteren freundete ich mich dank Asien- und Salateliebe an. Sellerie aber… non, merci.

Bis… ja, bis eines Tages dieser Lafer kam und Knollenwürfel mit Kirschen auf Quicheboden kombinierte. Und, etwas später, Yotam O., der Selleriestangen zu geröstetem Blumenkohl schnitt. Das waren Momente, in denen ich ahnte: Ist vielleicht gar nicht die Zutat an sich das Problem, sondern vielmehr ihre Verarbeitung, die über Yay oder Pfui entscheidet?

Bei Blumenkohlsalat läuft sich Yotam jedenfalls gerade erst warm: Sein ofengerösteter Sellerie dreht bereits seit einigen Jahren die Runde durch informierte Kreise – aus GründenTM halt geflissentlich an mir vorbei. Hier hat es erst „Flavour“ gebraucht, um mich am Rezept für derart bearbeitete Knollen vorbeiblättern zu lassen. Diese Café-de-Paris-Sauce dazu… das sah schon gut aus!

Ich fasste mir ein Herz, besorgte Sellerie und heizte ein. Diese so called „Steaks“ sind nämlich das perfekte Es-ist-Winter-es-ist-Lockdown-man-hat-ja-eh-nichts-vor-Essen: Der Ofen wärmt die Küche mit, man ist so seine zweieinhalb, drei Stündchen beschäftigt (also: nicht permanent) und das, was da am Ende in der Butter-Sahne-Aromaten-Sauce liegt, ist… ja: sensationell! Nie, nie, nie hätte ich gedacht, dass etwas derart Großartiges in Todfeind Sellerie steckt! Dieser Salz-Knusper außen! Das cremige Innere! Und dazu DIE! SE! SAU! CE! Alter! Wenn man hinterher nicht den Ofen schrubben müsste, weil die Knolle ihren Ölsud beim Schmoren in alle Himmelsrichtungen verteilt… ich würde das täglich essen. Ehrlich! Großes, großes Kulinarikkino! Nachmachen – bitte!

Selleriesteaks mit Café-de-Paris-Sauce nach Ottolenghi/Belfrage

Gericht Hauptgericht
Vorbereitungszeit 15 Minuten
Zubereitungszeit 2 Stunden 45 Minuten
Portionen 2 Portionen

ZUTATEN

SELLERIESTEAKS

  • 1 Knollensellerie 900 g Nettogewicht (hier: 600 g)
  • 30 g Olivenöl original: 60 ml
  • 1 ½ TL Fleur de Sel

SAUCE

  • 55 g Butter hier: halb Butter, halb Olivenöl
  • 15 g Zwiebel
  • ½ Knoblauchzehe
  • 1 ½ Sardellenfilets hier: 1 TL Fischsauce
  • ¼ TL Currypulver
  • 1 Prise Cayenne
  • 1 TL Senfkörner zu Pulver gemörsert
  • 1 TL Kapern
  • 2–3 Stängel Schnittlauch
  • 1 Stängel Petersilie
  • 1 EL Estragonblätter hier: 1 TL getrockneter
  • 1 TL Thymian hier: getrocknet
  • 1 TL Zitronensaft
  • 55 g Schlagsahne

SO GEHT’S

  1. Ofen auf 170°C Umluft vorheizen. Sellerie abschrubben, abtrocknen und Wurzelenden entfernen. Ca. 40 Mal mit einer Gabel einstechen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen (hier: Auflaufform. Fand ich komfortabler.). Öl und Salzflocken verrühren und die Sellerieknolle damit einreiben. Für 2 bis 2 ¾ Stunden den Ofen geben, und dabei alle 20 Minuten mit dem ausgetretenen Öl übergießen, bis der Knollensellerie rundherum tief gebräunt ist, durch und durch weich und eine Art „Karamell“ absondert. 15 Minuten ruhen lassen, dann der Breite nach in 2½ cm dicke Steaks schneiden und mit dem verbliebenen Sud bepinseln.
  2. Grillfunktion am Ofen aktivieren.
  3. Inzwischen für die Sauce Zwiebel und Knoblauch schälen und fein würfeln. Petersilie und Schnittlauch wasche, trocken schütteln und fein hacken.
  4. In einem kleinen Topf bei mittlerer Hitze Butter, Zwiebel, Knoblauch, Sardellen (oder Fischsauce), Senfpulver, Currypulver, Cayennepfeffer und das Salz vermengen. Etwa 6 Minuten unter Rühren schmoren, bis die Zwiebel weich und die Butter goldbraun ist. Kapern sowie alle Kräuter zugeben und eine Minute weiterschmoren, dann von der Flamme ziehen.

  5. Die vorbereiteten Selleriesteaks mit etwas Abstand zueinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Im Ofen für sechs bis acht Minuten auf der obersten Schiene rösten, bis sie oben goldbraun sind. Ggf. Im ausgeschalteten Ofen warmhalten.
  6. Sauce über wieder erwärmen. Sahne und Zitronensaft einrühren und ca. zwei Minuten sanft wallen lassen. Wenn sie dabei gerinnt: Pas de problème!
  7. Steaks und Sauce servieren.
  8. Wir aßen Naturreis und Blattsalat dazu.

NOTIZEN

nach Yotam Ottolenghi / Ixta Belfrage: Flavour

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CategoriesAllgemein
  1. Susanne says:

    Das Sellerie-Problem kenne ich – bei mir war es Salat, den es immer gab, pures unglaublich penetrantes Sellerie-Aroma, furchtbar. Inzwischen haben wir uns wieder angenähert, der Sellerie und ich. Und dieses Rezept steht schon länger auf meinier Liste, Du hast es ein Stück nach vorne rücken lassen – danke :-).
    Liebe Grüße!

  2. Hannah says:

    Oh, das wird ausprobiert! Brauch ich dieses „Flavour“ etwa doch? Oder lehne ich mich faul zurück und gucke, was ihr alles draus kocht und koche dann nach?
    Viele Grüße – und natürlich alles Gute für 2021 – Hannah

    1. Liebe Hannah – sagen wir so: Nach allem, was ich von diesem „Otto“ gesehen hatte, hat ein sofortiger „Haben-wollen!“-Reflex eingesetzt. Und der ist bei mir sehr, sehr selten! Aber Du kannst sicher sein: Weitere Kracher dieser Art finden auch ihren Weg hierher…
      Herzlich: Charlotte

      1. Hannah says:

        Sonntagsessen der vergehenden Woche! Was soll ich sagen: Ich Fuchs war schlau genug gleich die volle Menge der Soße zu machen – schließlich: Gleicher Aufwand+doppelte Menge. Dachte mir die kann mir sicher ein schnelles Mittagessen noch aufpeppen – denkste – fast aufgelöffelt haben wir die. Zu zweit. Ja.
        Ferner habe ich den Buchneuling des verehrten „Otto“ nun auch selbst vorliegen und bereits gespickt mit Papierstreifen… aber ebenso gespannt was du draus vorkochst. Ich schätze das doch so sehr dieses – durch Bloggerinnen meines Vertrauens – Prädikat „nachkochen empfehlenswert“.
        Viele Grüße von Hannah

        1. Hach, Hannah, das freut mich! Wir haben in diesem Essen auch ausgiebig gebadet und ich kriege jetzt jedes Mal Stielaugen, wenn ich irgendwo schönen (!) Sellerie sehe! Und ich denke, da wird wirklich mal ein kleines Otto-Zwischenfazit fällig… zumal gerade sonst nicht viel anderes anliegt…
          Sehr herzlich: Charlotte

    2. Hannah says:

      Na dann wandert morgen direkt eine Sellerieknolle in das Marktkörbchen 🙂
      Seit „Simple“ gart nicht regelmäßig Sellerie im Ofen, aber ich glaube, das
      Rezept setzt dem ganzen noch das Häubchen auf! Vielleicht rückt „Flavour“ doch noch weiter nach vorne. Immerhin war bisher jedes Rezept megagut (die Steckrübengnocchi mit Spinat und Misobutter oder Trauben, Maronen und Rosenkohl – KNALLER!) – und doch stehen „Simple“ und „Genussvoll vegetarisch“ bisher unangefochten auf dem Siegertreppchen der Ottolenghi-Oscars.
      Schauen wir, wie das Ranking nach den Selleriesteaks ausfällt 😉

      Alles Liebe,
      Hannah

  3. Lotte says:

    Oooookay dann vervollständigen ich doch irgendwann die Otto-Sammlung 😉
    Ganzer Sellerie stand auch schon länger auf der Liste… Wenn ich demnächst wieder Zugriff auf einen Backofen hab, wird das getestet!
    Hervorragend sind von dem selben Herren auch das Selleriepürree mit geröstetem Blumenkohl (Nopi) und Selleriegnudi (guardian Kolumne).
    Ein frohes und leckeres neues Jahr 🙂
    Die Namensvetterin

    1. Soll ich Dir was verraten? Nach „Sweet“ ist das mein erster „richtiger“ Otto. Auch, wenn ich weiß, was der Mann kann, hat bis jetzt keins seiner Bücher den instantanen Haben-wollen-Reflex ausgelöst… bis jetzt. Ich werde wunderlich auf meine alten Tage… ?
      Herzlich: Charlotte II

  4. lotte says:

    Ich hab nachgegeben und seitdem sind schon unzählige Flecken vom Nachkochen in dem Buch – bisher alles hervorragend und alles andere klingt auch super 🙂
    Was sind Deine bisherigen Favoriten?

    1. Die Liste an führt tatsächlich der Sellerie. Ähnlich gut gefielen die Pilz-Bolo (!), auch, wenn die volle Menge GIGANTISCH viel ist (Tiefkühler ftw!), die Steckrüben-Miso-Gnocchi (S. 94) und die Kurkuma-Omeletts (S. 145). Die gebackenen Süßkartoffeln in Tomatensauce (S. 131) und das Kartoffel-Kokos-Gratin (S. 72) mochte ich ein bisschen lieber als der Mann, und die gebackenen Kartoffeln (S. 276), das Hummus (S. 79), und den Kohlrabisalat (S. 260) fanden wir sehr solide, aber nicht herausragend. Es harrt allerdings noch manches der Testung (Paprikaschnitzel! Misozwiebeln! Rettichkuchen! Mancher Tofu!) Ich denke, der nächste Was-es-sonst-so-gab-Post wird einigermaßen Ottloneghi-lastig. Hast Du Favoriten?
      Herzlich: Charlotte II

      1. Lotte says:

        Top waren bisher:
        -Lasagne (aber definitiv nur was für gesteigerte Langeweile und 10 Mitesser)
        -Chili Butter Albino Brokkoli, aka Blumenkohl
        – Gochujang Kartoffeln
        – Kichererbsenmehlpfannkuchen
        – Gurkensalat a la xian
        – Ancho Flan

        Solide fanden wir:
        – Kartoffelgratin
        – Congee
        – Weiße Bohnen Pü

        Ich freu mich auf das Kokoseis und die vielen Pilz- und Zwiebelrezepte. Der Kerl möchte unbedingt Cacio e Pepe mit Za’atar und fürchtet sich vor Tofu-Experimenten.
        Also ich würde sagen, to be continued 😉

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