Auch, wenn ich mit der Gesamtkonzeption dieses „Genuss-Spezials“ nicht beliebig viel anfangen kann: die von DB mobil haben schon ganz recht. „Finden Sie Ihr Thema!“ steht auf Seite 51 unten, darüber: „Trendkost: Mono-Dinner, Popcorn, kalter Kaffee – ständig werden uns neue Essenstrends serviert.“ Man hätte auch schreiben können: „Is‘ eh völlig wumpe, weil am Ende schmeckt einer wie alle und morgen jibbet Frischfleisch.“
Die Halbwertszeit solcher Hypes beträgt selten mehr als ein Jahr, vielleicht zwei: Dann hat es ein Trend – sagen wir „Superfood“ – aus den USA über den Teich geschafft, seine Runde durch die deutschsprachige Foodblogosphäre gedreht, den Kochbuchmarkt erschöpft, um überteuert im Supermarktregal zu enden. Spätestens, wenn Aldi und Lidl Chia & Co ins Sortiment integrieren, ist die Sache durch.
Moderne Quacksalberei – gegen die nicht nur ich mir den Mund fusselig rede. Aber wie formuliert es der Kerl gleich so schön? Die Leute wollen verarscht werden.
Diese Suppe distanziert sich aus diesem Grund klar von der New Yorker Brühe-Welle, die gerade um den Globus schwappt. Brühe – oder Neudeutsch „broth“ – ist kein Trend. Brühe, das ist Oma (oder Astrid): Knochen aus der Abfall-Box vom Metzger, ein Suppenhuhn, dem nur Kopf und Krallen fehlen, Stunde um Stunde um Stunde im Topf.
Das alles ist kein bisschen hip und schon gar nicht neu. Auch hier nicht: Die Suppengrundlage nach Mandy Lee habe ich schon einmal ganz ähnlich gekocht. Ihre Nudeln, das Lamm und einzig wahre Chili-Öl sind genauso hinlänglich bekannt. Die Kombination – ebenfalls nach ihrer Vorlage – ist Konzession an eine ganz, ganz alte Liebe. Und dem, der das alles zum Trend erklärt – dem… ach, is‘ morgen eh egal.
![]() Fette Brühe mit Biang-Biang und Kreuzkümmel-Lamm
für zwei große Portionen oder drei mit Platz für Nachtisch
Vorbereitungszeit 1 Stunde 20 Minuten
Zubereitungszeit 4 Stunden 10 Minuten
Arbeitszeit 5 Stunden 30 Minuten
Portionen 2 Portionen
ZUTATENBRÜHE
SUPPENBASIS
LAMM & MARINADE
BIANG BIANG
AUSSERDEM
SO GEHT'S
NOTIZENnach Lady and Pups |
![]() Biang Biang – handgezogene Nudeln
Vorbereitungszeit 30 Minuten
Zubereitungszeit 5 Minuten
Arbeitszeit 35 Minuten
Portionen 2 Portionen
ZUTATEN
SO GEHT'S
NOTIZENnach Lady and Pups |
![]() Chiliöl
Vorbereitungszeit 5 Minuten
Zubereitungszeit 5 Minuten
Arbeitszeit 10 Minuten
Portionen 1 kl. Glas
ZUTATEN
SO GEHT'S
NOTIZENnach Lady and Pups |
Ich fühle mich gleichzeitig ein bisschen ertappt (so als Foodbloggerin-slash-Kochbuchautorin mit trendigem Thema) und muss dir aus vollem Herzen zustimmen. Viele Trends sind alte Hüte.
Aber, um mal eine Lanze zu brechen für die Verlage und ihre Kochbücher: so ein Buch braucht von der Idee bis zum Erscheinen ein gutes Jahr. Die Manuskripterstellung dauert (wenn man nicht einfach von Stockfood etc. was zusammenschustert). Die Korrekturphase dauert. Das Layout braucht seine Zeit. Alles kostet Geld. Daher warten viele Verlage ab, bis sie eben jenes Geld in ein Buch über ein "trendiges" Thema investieren – der Trend muss sich halt auch manifestiert haben. Und, was wir Blogger gern mal vergessen: Nicht alle sind so dicht am Geschehen dran. Der durchschnittliche Kochbücherkäufer erfährt eben erst am Kochbücheregal von diesem oder jenem vermeintlichen heißen Thema. Auch wenn das für uns dann gefühlt 10 Jahre, reell vielleicht 2 Jahre später ist.
Aber ansonsten: Heißer Scheiß, die Brühe! Hab gestern auch ein trendiges Suppenhuhn gekauft. Äh sorry: chicken natürlich.
Liebe Grüße!
Katharina
Knackig formuliert, sehr unterhaltsam – und so wahr. Ich mag deine Geschichten! Und deine Rezepte sowieso 😉
Vermutlich ist es aber wirklich so, wie Katharina schreibt: WIR (Foodblogger zum Beispiel) sind hautnah am Geschehen dran. Und wenn das Zeug dann im Supermarkt steht – ist es für uns schon längst wieder gegessen. Während sich für andere neue Esshorizonte eröffnen … Nicht? 🙂
Liebe Grüße!
Liebe Katharina –
zuallererst und vorneweg: SCHÖN, wieder von Dir zu lesen! Und mit dem, was Du schreibst, hilfst Du mir sehr – denn von den Prozessen hinter einer Kochbuch-VÖ habe ich bislang wenig Ahnung. Als Rezensentin (für ) die andere Katharina… ;)) bekomme ich ja nur die Ergebnisse zu sehen und bin genervt, wenn alle Verlage zur gleichen Zeit ins gleiche Horn blasen – leider oft nicht in derselben Qualität. Mitunter hat man es trotz der langen Vorbereitungsintervalle, von denen Du erzählst, nämlich mit unausgegorenen Schnellschüssen zu tun, die gefühlt nur dazu da sind, dass ein Verlag seinen Teil des Hypes abschöpfen kann. Denn da bleibt ja das Gros der Erlöse hängen (In der aktuellen ZEIT hat eine Autorin dieses sich immer schneller drehende Literaturkarussel, das sich auf nahezu alle Bereiche übertragen lässt, schön aufgedröselt.). Und die, die zum ersten Mal im Buchhandel – wahlweise im Supermarktregal – mit einem Thema in Berührung kommen und keine Zeit und/oder keine Lust haben, tiefer einzusteigen, werden mit halbgaren Halbwahrheiten abgespeist… DAS ist, was mich so auf die Palme bringt.
Whatever: Nachmachen. Das ist echt geiler, heißer Scheiß :D!
Herzlichste Grüße!
Merci – dabei bist Du doch diejenige, zu der ich in diesen Dingen immer wieder aufschaue, weil sie für so vieles so treffende Worte findet!
Wenn es denn so ist und Menschen ihren Horizont erweitern: touché. Wenn es aber – wie oben beschrieben – nur um reine Profitgier geht… meeeh!
Ich protestiere entschieden gegen eine Verlinkung unter dem Begriff "Oma"! Ansonsten sind wir uns ja mal wieder so einig, dass ich Dich knutschen könnte 🙂
Das ist in der Tat sehr missverständlich – und darum korrigiert. Dabei ging es einzig und allein um die familiäre Brühen-Connection – Muddern bei Dir, Oma bei mir. Denn dafür knutsch' ich zurück ?!
Dieses Rezept wieder… der absolute Wahnsinn! Brühe eben – auch eine alte Liebe. 🙂
Ganz geil, gell? Mandy Lee ist da ein unerschöpflicher Quell der Inspiration… 🙂
Dass ich das genauso sehe, dürfte klar sein, oder? 🙂
Und jetzt bitte pronto so eine Schale zu mir, ich sterbe vor Hunger…
Oha, oha… HIER! Ist dank des Riesentopfs Brühe zum Glück schnell frisch gemacht!
Superfoods – dass ist ja ein rotes Tuch für mich. Die Schwägerin (Oekotrophologin) und ich können darüber auch herrlich lästern oder uns aufregen. Je nach Tagesverfassung.
Ansonsten amüsiere ich mich über den einen oder anderen "Trend". Wenn Brühe als "Brooth" und Filterkaffe als "Hand brewed" auf einmal wieder hipp ist, grinse ich still in mich rein. War das nicht gerade erst fürchterlich altbacken?
Darum ist es immer gut, wenn man nicht das macht, was in ist, sondern das, was schmeckt 🙂
Eben: Zum Auslassen taugen diese ganzen Hipstereien ja hervorragend – irgendeinen (Nähr-)Wert müssen sie ja haben ;)!
Und: hier gibt es frei nach Hans Stucki ohnehin nur was mir uneingeschränkt schmeckt… wär' ja noch schöner! Am allerschönsten ist, dass es mit Euch so viele Gleichgesinnte gibt – den Einheitsbrei (Brei… auch so ein Thema) sollen andere löffeln…
Das erste Bild ist Hammer – das Rezept natürlich auch 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Merciii :)!
Sehr einladendes Essen, das man sofort haben möchte, wenn man von draußen in die warme Küche kommt! Ich bin jetzt mal den Links zu den älteren Beiträgen nachgegangen und dabei unter anderem auf das Chiliöl gestoßen, das ja meinem favorisierten "Wunderöl" nach Missboulette nicht unähnlich ist. Ich werde es dann wohl auch mal mit Lamm und selbstgemachten Nudeln versuchen.
Näwah? Als ich dereinst schrieb, dass ich nicht die einzige bin, die auf dieses Öl schwört, habe ich neben Missboulette und auch an Dich gedacht – nur das Verlinken vergessen. Hole ich nach, subito!
Ach, das ist ja klasse! Ich glaube, der wesentliche Unterschied ist, dass Missboulette (und ich folge ihr natürlich!) Gochugaru, also koreanisches Chili verwendet. Wenn Du irgendwie daran kommen kannst, dann prober das bitte aus, es ist wirklich sehr aromatisch, nur wenig scharf und hammermäßig rot.
Gochugaru ist am Stacht; das habe ich bisher nur aus Angst vor Verbrennung nur wegen des im vergleich zu Flocken relativ feinen Mahlgrads net probiert… aye, Sire!