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Laktose(in)toleranz: Die Geschichte eines Milchmädchens. Dazu: Cheesecake-Eis mit Beeren

Cream Cheese Icecream | milchmädchen.

Kurz vor den ersten Symptomen scherzte ich noch: Das wohl Schlimmste, was mir in Anbetracht meines Milchkonsums passieren könne, sei eine Laktoseintoleranz.
Das Schicksal hat einmal herzlich gelacht.

Dann nämlich stand ich da: Bauchschmerzen, Übelkeit, das volle Programm. Der H2-Atemtest war eindeutig: Ab sofort war Milch tabu – kein Joghurt mehr, kein Eis und keine Vollmilchschokolade. Stattdessen Abstinenz: zuerst ging nicht mal die per se milchzuckerfreie Butter. Zum Glück hat sich das schnell relativiert. Zwar stellten sich sämtliche Sojaprodukte als genauso unschön heraus, aber die Segnungen der Minus-L-Industrie immerhin hielten ihr Versprechen. Ich lernte, Laktase richtig zu dosieren und dass meine Welt nicht untergeht.

Das ist zwei Jahre her. Seitdem habe ich einiges gelernt. Dass man Zutatenlisten lesen muss zum Beispiel, auch die von Pesto. Dass manchmal sogar in Wurst und Chips Milchzucker steckt. Und: Dass strikte Laktosediät unter Umständen mehr schadet als nützt. Weil der Körper das, was er nicht mehr braucht, nicht mehr produziert.* Also auch Laktase – jenes Enzym, das den menschlichen Darm befähigt, (Mutter-)Milch zu verwerten, vor allem den enthaltenen Milchzucker. Europäern, Amerikanern und einigen anderen Völkern bleibt diese Fähigkeit über das Säuglingsstadium hinaus erhalten, der überwiegende Teil der Menschheit jedoch verliert sie mit zunehmendem Alter. Das ist der eigentlich „natürlichere“ Zustand, schließlich – und das schreibe ich völlig wertfrei – ist Kuhmilch nichts anderes als Kälbermuttermilch und damit keine Menschen-, geschweige denn Erwachsenennahrung. Nichtsdestotrotz: Unsereins kann prinzipiell Laktose spalten und damit vertragen. Je nach Schweregrad einer Intoleranz gibt es also unter Umständen noch eine körpereigene Laktaserestproduktion und damit Laktoseverträglichkeit. Eliminiert man besagte Laktose allerdings gänzlich, wird der Körper früher oder später auch keine Laktase mehr vorhalten – wozu auch; wär’ ja vergeudete Energie. Umgekehrt bedeutet das: Im Falle einer nicht hundertprozentigen Laktoseintoleranz kann ein gewisser Laktosekonsum helfen, die körpereigene Enzymproduktion aufrecht zu erhalten, im besten Falle sogar zu „trainieren“.*

Das hat mir allerdings niemand gesagt. Man liest zwar gelegentlich, das Betroffene dieses oder jenes in Maßen vertragen könnten, vorherrschend aber ist das Diktum: Laktose bei Laktoseintoleranz belastet den Darm, der dann vor allem in seiner Funktion als Immunzentrum des Körpers beeinträchtigt ist, und, wenn’s dicke kommt, bleibend geschädigt wird. Zumal: Wer hat Lust auf Ärger? Und viele der Symptome einer Intoleranz bedeuten genau den.

Sicherlich ist das alles nicht zuletzt eine Frage der Ursachen und individuell höchst verschieden. In meinem Falle habe ich die Unverträglichkeit anhaltendem und verordnetem) Antibiotikakonsum samt Folgeerscheinungen zu verdanken, nicht aber gravierenderen Erkrankungen wie Zöliakie o. Ä. Trotzdem war jedes Fitzelchen Laktose in der Anfangsphase eine kleine Tortur. Und danach hatte ich mich längst an den Verzicht gewöhnt: An die Erklärungen, dass auch Sahnekefirschmand laktosehaltig sind, sorry. An den Griff zum Tablettenblister.
Der Gedanke, dass sich das womöglich relativieren, bessern könnte, kam mir nicht. Bis jetzt.

Ich war genervt, für Cappuccino und Frischkäse den obligatorischen Laktaseaufschlag zu zahlen, so es überhaupt Äquivalente gibt. Ich hatte keine Lust mehr, jede Kugel Eis auf ihren Milchzuckergehalt zu taxieren oder zur Sicherheit nur Sorbets zu lutschen. Und so gerne ich Bitterschokolade mag: Die Sorten mit Vollmilch sind einfach interessanter.

Ich recherchierte. Stieß auf fragwürdige Desensibilisierungsverfahren, bei denen man jeden Morgen sechs Stunden nüchtern bleibt. Falls man überhaupt etwas isst. Kaufte stattdessen einen Becher Joghurt: Mango von Andechser – vorher ein absoluter Favorit. Außerdem: laktosehaltig.
Ich stellte ihn in meinen Kühlschrank und holte ihn hin und wieder heraus. Um ihn anschließend ungegessen zurückzustellen, weil Beschwerden aus diesem oder jenem Grund gerade einfach nicht passten.
Irgendwann nahm ich doch einen Löffel und löffelte 150g stinknormalen Joghurt aus. Es passierte – nichts. Ich kaufte noch einen Joghurt und eine große Flasche (!) Milch. Bio, 3,8% Fett, mit dicker Rahmschicht.

Seither teste ich. Müsli halb und halb. Eine Kugel Eis, zwei, zwei plus Extras. Torte ohne Tablette. Es geht erstaunlich viel.
Tofu und Co sind schon länger wieder Bestandteil meines Speiseplans, aber inzwischen kaufe ich auch das Meiste aus der Meiereriabteilung „normal“. Das Schlimmste, was mir bis dato passiert ist, war ein aufgeblähter Bauch. Nicht schön. Aber auch kein Problem.

Warum ich das alles schreibe?
Weil zwar seit einiger Zeit unheimlich viel berichtet wird, trotzdem an vielen Stellen Desinformation herrscht, auch unter Ärzten („Trinken Sie einfach Ziegenmilch, die ist laktosefrei.“ Wahlweise freilich Ilse Aigners Heumilch. Bullshit – beides.). Weil ich den Eindruck habe, dass sich die einschlägige Industrie genau damit eine goldene Nase verdient. Und weil ich jedem wünsche, dass es ihm so geht wie mir und irgendwann wieder einfach Eis essen kann. Beschwerdefrei. Und ohne Tablette.

Dieses ist ein weiteres aus der Serie „cremiges Eis ohne Eismaschine“, allerdings hier unter Verwendung von Eiern. Im ersten Moment fand ich den Geschmack nicht ganz so gut wie bei der Version mit (selbstgekochter) Kondensmilch, inzwischen mag ich’s aber durchaus. Einziger Wermutstropfen: Die leicht kristalline Konsistenz der Beeren.

Cheesecake-Eis mit Him- und Blaubeeren

Gericht Dessert & Eis
Vorbereitungszeit 15 Minuten
Zubereitungszeit 5 Minuten
Arbeitszeit 20 Minuten
Portionen 1150 ml

ZUTATEN

BEEREN

  • 75 g Blaubeeren
  • 25 g Himbeeren
  • 20 g Zucker

CHEESECAKE-EIS

  • 2 Eier
  • 20 + 20 g Zucker
  • 200 ml Sahne
  • 60 g Frischkäse

SO GEHT’S

  1. Beeren und Zucker in einem kleinen Topf erhitzen, bis der Zucker gelöst ist, die Blaubeeren ein wenig Saft verlieren und zum Teil platzen. Von der Flamme ziehen.
  2. Eier trennen und die Eiweiß in einem hohen Gefäß halbsteif schlagen. 20g Zucker einrieseln lassen und so lange weiterschlagen, bis die Meringue feste Spitzen zieht.
  3. In einem anderen Gefäß Sahne aufschlagen, bis sie fast steif ist.
  4. Eigelb, 20g Zucker und Frischkäse einige Minuten schlagen, bis die Masse cremig und hellgelb ist.
  5. Sahne zur Eigelbmasse geben und unterziehen. Eischnee vorsichtig unterheben.
  6. In ein ausreichend großes, gefriergeeignetes Gefäß füllen, z. B. eine alte Eisdose, und die Blaubeeren grob unterziehen.

NOTIZEN

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CategoriesAllgemein
  1. kochpoetin says:

    Deine Laktose-Intoleranz hast du bislang gut verborgen. 😉 DAnke für den ausführlichen Bericht! Werde ich an die ebenfalls "erkrankte" Freundin der Freundin weiterleiten. Und das Eis ist gekauft! 🙂
    Liebe Grüße,
    Eva

  2. Ich hatte es damals kurz erwähnt, danach aber recht bald festgestellt, wie "gut" es sich damit leben lässt, die Chose darum nicht weiter thematisiert. Zumal es sich ja gerade gen Verschwinden entwickelt…

  3. Sarah Maria says:

    Ich habe keine Laktoseintoleranz, kann also eigentlich nicht mitreden. Tue's aber trotzdem mal 😉

    Denn ich bemerke, dass ich zunehmend Bauchschmerzen von Milchprodukten bekomme, die man ganz allgemein als "billig" bezeichnen kann. Wenn ich mir z.B. irgendwo schnell einen Milchkaffee hole, irgendwo an irgendeinem Bahnhof. Oder eine 4,99 EUR Pizza im Kneipenviertel esse, dann bereue ich das Öfter mal recht schnell.

    Wenn ich mich aber an Produkte halte, die weniger in Richtung Industrie-Produkte gehen, die unter schlimmen Bedingungen hergestellt werden, dann habe ich schlicht keine Probleme mit Milchprodukten….

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