Ein eigenes Kochbuch – der Traum vieler Foodblogger/innen. Manchen erfüllt er sich – manche nehmen ihn selbst in die Hand. So wie Sarah Braun – eine, die mit dem Anpacken Erfahrung hat…
Fast fünf Jahre ist es her, seit sie ihren Job in der Schweizer Finanzbranche Job sein ließ und gegen ein Haus im Schwarzwald tauschte. Ein Haus, das man zu dem Zeitpunkt durchaus „renovierungsbedürftig“ nennen konnte – an einem Ort, maximal entfernt von allem, was an nur „Stadt“ und „Stress“ erinnert. Und Sarah? Sarah krempelte die Ärmel hoch, lud Familie und Freunde ein und verwandelte das Ganze Raum für Raum in ein Gästehaus mit Charme.
Zwei Jahre und viele Gäste später ist ihre „Black Forest Lodge“ der Spot, den Google als erstes zeigt, wenn man auf „Igelsberg“ zoomt – woran zahllose positive Bewertungen auf Booking-Portalen ihren Anteil haben dürften. Die wiederum besonders eine Gastgeberin loben, der die Ideen nicht ausgehen: Laufseminare, kulinarische Themenabende, Fotokurse – Sarah tut alles, damit Besuchern die ganze Landschaft um sie her nicht zu viel wird. Und dann war da dieses eine Wochenende rund ums Self-Publishing…
Einfach mal machen
Sarah, die seit 2011 auch den Foodblog „No plain vanilla kitchen“ betreibt, hat sich dazugesetzt, als es um Konzeption ging, um Satz, Layout und Finishing. Und als eine Fußverletzung sie Monate später zu einer Sportpause zwang, war es nur noch ein Frage von Fleiß.
Die beliebtesten Rezepte aus ihrem Gästehaus finden sich seit September 2019 also auch zwischen Buchdeckeln – mit Text, Bildern und Layout aus einer – ihrer – Hand. Da sind etwa die Favoriten vom regional-saisonalen Frühstücksbüffet wie Birchermüsli, selbstgemachte Aufstriche und Scones, Wecken und Zöpfe frisch aus dem Ofen. Überhaupt Gebäcke: Ihrer Überzeugung, dass der Duft von Kuchen und Keksen ein Haus erst richtig wohnlich macht, trägt Sarah ebenso mit einem eigenen Kapitel Rechnung wie dem Umstand, dass manche/r nach dem Rezept fragt, wenn er/sie zum Abendessen angemeldet war. Für die, die mögen, kocht sie abends nämlich Vegetarisches aus aller Welt: Rotes Thai-Gemüse-Curry, Pasta mit Giersch-Pesto aus dem Lodge-eigenen Garten, Zwiebelkuchen, Quiche, Pizza, Pide oder diverse Salate und Suppen.
Wer auf ihrem Blog mitliest, wird vieles davon nicht überraschen – nicht nur, weil sich mancher Netz-Favorit auch in ihrem Gästehausrepertoire wiederfindet. Der Mix aus Klassikern und wohlgewählten Experimenten ist eben Sarahs Küchen-„Signatur(e)“ und war für mich ein Grund, „Hier!“ zu schreien, als sie auf der Suche nach Rezensent/innen war.
Einfach – machen!
Und so pragmatisch wie ihr Kochen und Backen sind auch Layout und Foodstyling: Ellenlange Zutatenlisten? 1001 „Prop“? Och… Sarah konzentriert sich lieber aufs Wesentliche – Essen, das nach wenigen Handgriffen auf dem Tisch steht und sich auch ohne großes Chi-Chi sehen lassen kann. Warum das auf ein Gericht zutrifft und was sie mit ihm verbindet, beschreibt sie gleich nach der Überschrift. Mir hätte da noch der eine oder andere Hinweis gefreut, ob es sich um eine Eigenkreation handelt oder ob die Idee aus anderer Quelle stammt (Gegen das – Neudeutsch – Kuratieren von Rezepten anderer ist schließlich nichts einzuwenden – als Autodidaktin zumal.).
Das größte Nachkoch-Aha erlebte ich mit einem Kürbismüsli, das Overnight Oats quasi in den herbstlichen Übergangsmantel mummelt: Haferflocken, Joghurt und Kürbispüree ziehen über Nacht mit diversen Gewürzen im Kühlschrank. Morgens kommt noch etwas Apfel dazu sowie Nüsse und Trockenfrüchte nach Wahl. Sehr simpel, sehr anders, sehr gut! Ebenfalls gern aßen wir einen Rote-Linsen-Aufstrich mit getrockneten Tomaten, einen Quinoa-Salat mit Thai-Aromen und einen soliden Karottenkuchen.
Noch mehr Spaß macht das alles sicher, wenn man wirklich einmal in Sarahs Schwarzwald-Paradies gewesen ist und mithilfe des Buchs Urlaubserinnerungen „aufwärmt“ – aber auch so finde ich Idee und Umsetzung für einen Erstling sehr gelungen.
Sarah Braun: Die besten Rezepte aus der Black Forest Lodge.
Paperback, 164 Seiten, ISBN: 9783749466863, Books on demand.
Print: 19,90 €, E-Book: 4,99 €.
Disclaimer: Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Die im Beitrag wiedergegebene Meinung ist davon unbeeinflusst. Vermutlich muss ich trotzdem dazuschreiben: „Werbung“.
Der Karottenkuchen lacht mich an … 🙂
Sarah und ihren Blog kannte ich nicht, ebenso wenig ihr Buch. Danke fürs Vorstellen, liebe Charlotte!
Liebe Maria – da merkt man wieder, wie limitiert die eigene Wahrnehmung ist bzw. wie groß die Blogosphäre: Ich war mir so, so sicher, dass Sarah unter deutschsprachigen Foodblogger/innen allen ein Begriff ist! Umso schöner, wenn die Rezension den Kreis der Leser/innen erweitert! Und so ein Karottenkuchen ist schnell gemacht…
Herzlich: Charlotte
Liebe Charlotte, “Black Forest” ist bei mir ein Begriff, bei dem sich schlagartig die Heimatgefühle anknipsen. Der Karottenkuchen hat es auch mir angetan. Ich backe ihn schon lange als quasi klassische schweizer Rüblitorte, allenfalls noch mit einer einfachen Puderzuckerglasur drüber. Aber das mit dem Frosting hier muss ich ausprobieren, das liest sich unverschämt gut und lässt bestimmt einen saftigen Karottenkuchen noch saftiger schmecken. Viele schöne Grüße!
Siehste, das funktioniert bei allem, was mit Meer und Wind und Wellen zu tun hat… #nordishbynatureundso :). Ich muss gestehen, dass ich in Sachen Karottenkuchen den von Micha noch ein kliiiitzekleines bisschen lieber mag – wahlweise diesen hier. Beide mit Frosting – eh klar.
Herzlich: Charlotte
Ach kuck, danke! Jetzt habe ich aber schön Input für zukünftige Karottenkuchen, meine Familie dankt es Dir auch, wir fahren da schon alle ziemlich drauf ab. Der von Micha ist mir doch glatt entwischt. Dabei hab ich diesbezüglich ja auch schon fast eine Konditionierung, ähnlich wie bei diesem Black Forest = Heimatgefühle-Dingens. Micha+DUBB = immer eine Genussfreude. Eigentlich auch ohne DUBB, gell. 🙂
Liebe Grüße
Christina