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Coverversion: DIY-Maxikleid aus Baumwoll-Leinen-Mix

Maxikleid | milchmädchen.

Nicht meine Farbe, nicht mein Stoff, nicht mein Schnitt: Als mir meine Mutter ein weites, tarngrünes Viskose-Kleid unter die Nase hielt, das sie im Schlussverkauf geschossen hatte und das ihr selbst zu lang war, war ich skeptisch. Ich probierte es zwar an – ja, mir passte es besser als ihr – nahm es aber nur unter Vorbehalt mit: Wenn ich es bis zum nächsten Treffen nicht getragen hätte, bekäme sie es gekürzt zurück.
Zuhause landete es folgerichtig auf dem Stapel der zu ändernden Dinge und verschwand aus meinem Sinn.

Bis das Teil eines warmen Tages aus unerklärlichen Gründen doch in der Tasche fürs Büro steckte (= ich ziehe mich dort nach etwas längerer Radfahrt immer um) – wo ich selten so viele Komplimente für ein Outfit geerntet habe wie für dieses. Und tatsächlich fand ich den weiten, langen, leichten Schnitt mit einem Mal gar nicht mehr unangenehm. Im Gegenteil: Eigentlich trug sich dieses Kleid regelrecht komfortabel! Und nicht einmal die Farbe störte mehr arg: mit Radlerinnen-Frühsommer-Teint geht auch Tarngrün.

Ich glaube, es war noch auf dem Heimweg, als ich einen Nachbau beschloss: Aus Naturfaser, mit Taschen – aber drumherum genau wie das Original.

Von Stoffkauf bis Finish vergingen Tage später keine 48 Stunden: Samstagvormittag im Stoffgeschäft einen schönen Baumwoll-Leinen-Mix gefunden, diesen gewaschen, in der Sonne getrocknet und mithilfe von Schnittteilen aus dem Fundus zurechtgestutzt: Das Oberteil gekürzt nach Burda, das Rockteil verlängert nach In the Folds, die Bindebänder aus der Lameng.

Zwar musste ich ein bisschen frickeln, weil ich mit 2,20 m Stoff eher sparsam ausgestattet war, sodass ich das Oberteil lieber senkrecht zu Fadenlauf zugeschnitten und für die Nahttaschen jeweils hälftig auf Stoffreste zurückgegriffen habe. Aber insgesamt war das eine ziemlich schnelle und einfache Sache. Versäubert habe ich entweder französisch oder mit DIY-Schrägband und bin sehr stolz auf das saubere Innere.

Freilich ist diese Fassung nicht ganz so leicht wie das Viskose-Original, aber ich hoffe, dass die Materialzusammensetzung trotzdem ausreichend hitzeverträglich ist.

Schnittteile: Oberteil nach Burda Top 05/2019 #114A, Gr. 40, Rockteil nach In the folds: Pleated Summer Dress, Rest: freestyle.
Verarbeitung: Nahttaschen eingesetzt, Kappnähte an Schultern, Nähte sonst französisch versäubert, belegt oder mit Schrägband verblendet.
Stoff: Baumwoll-Leinen-Webware aus dem örtlichen Stoffhandel

Ab zum Me Made Mittwoch!

CategoriesAllgemein
  1. Sabine says:

    Ein tolles Kleid. Gerade bei warmen Temperaturen finde ich solche langen und weiten Rockteile sehr komfortabel, weil man letztlich immer irgendwo ein wieder abgekühltes Stück Stoff findet, an das man sein Bein halten kann um die Illusion von Kühlung zu erhalten.

    1. Danke, Sabine! Interessant, welche Perspektiven sich auftun, wenn man mal aus seiner Komfortzone geschubst wird… schnittechnisch, stofftechnisch, ganz generell :)!
      Herzlich: Charlotte

      1. Miriam says:

        Das Kleid ist wirklich wunderschön. Steht dir sehr gut – auch die dunkle Original-Version. Manchmal ist es einfach perfekt, wenn man aus der Komfortzone tritt und sich Neuem gegenüber offen zeigt.

        LG Miriam

        1. Danke, Miriam – haargenau! Und schön, wenn man die Möglichkeit hat, sich im eigenen Tempo ranzutasten und nicht plötzlich im kalten Wasser strampelt.
          Herzlich: Charlotte

  2. Marion says:

    Klasse!!
    Dein „Nachbau“ gefällt mir sehr viel besser als das Original (welches mir auch gefällt).
    Denn: Die Farbe steht Dir ausgesprochen gut, auch wenn das Leinen etwas fester ist – es knittert „edel“, sieht wertiger aus und ist bei Hitze m.E. viel angenehmer zu tragen, trotz des vielen Stoffes.
    Wie gut dass Du nähen kannst – so ein Kleid kannst Du nicht (oder nur schwer) kaufen 🙂

    Herzlichst
    Marion

  3. Mir gefällt Dein Nachbau auch noch einen Tick besser als das Original. Ich finde, der Schnitt gewinnt durch Deine Stoffwahl nochmals. Ein wirklich schönes Sommerkleid, das sich bestimmt angenehm trägt. Ziemlich cooler Freestyle. Liebe Grüße Manuela

    1. Danke, Manuela! Irgendwie cool und kurios, welche Bandbreite dieses Hobby abdeckt: Von solchen Quick-and-dirty-Geschichten bis hin zu den aufwändigsten Nervenfressern…
      Herzlich: Charlotte

  4. Kathrin says:

    Richtig hübsch! „Dein“ Kleid und auch das dunkelgrüne – beide sehen toll aus an dir! Spannend wie man sich gegen manche Mode richtig sträubt und nachher nichts anderes mehr tragen will… ein Phänomen.

  5. Mir gings vor Kurzem ähnlich mit dem weiten Stufenkleider Trend. Ich wollte mir eines als eine Art Hauskleid nur für daheim nähen, weil sie mir eigentlich nicht so gut gefallen und jetzt hab ich eins und möchte es am liebsten dauernd tragen, weil es so bequem ist. Und auch optisch finde ich es mittlerweile fast schon gut 😉
    Dein Nachbau ist toll und gerade das Leinen könnte perfekt sein für den Hochsommer.
    Grüße

    1. Liebe Tina, es ist wirklich kurios, wie falsch die eigene Einschätzung sein kann – in beide Richtungen. Ich schrieb es schon unterm Beitrag einer anderen MMMerin: Genauso gibt es ja Dinge, von denen man nach dem optischen Eindruck glaubt, dass man sie lieben wird – um nach der Anprobe das Gegenteil zu erleben. Steckste (nicht) drin 😆!
      Herzlich: Charlotte

  6. Sarah says:

    Wunderschön sieht das Kleid aus.
    An mir selbst mag ich (noch) keine langen Kleider, und trage lieber knielang. Aber ich find sie so schön. Auch dein Modell an dir.

    1. Danke, Sarah! Ich finde es sehr interessant, wie sich sowas entwickeln kann. Ich war bis dato definitiv auch Fraktion knielang, allein der Radelei wegen. Hast Du denn inzwischen eine Nähmaschine und kannst loslegen? Gerade für kleine Teile macht das extraviel Spaß!
      Herzlich: Charlotte

  7. Sandra says:

    Hallo Charlotte,

    Dein Nachbau ist super gelungen, die Innenverarbeitung grandios und darüber kannst du Dich zurecht freuen.
    Trage das Kleid so oft es geht, es steht Dir super!!

    LG
    Sandra

  8. dreißigGrad says:

    Sowohl das Orginal als auch deine Kopie gefallen mir sehr gut an dir. Tatsächlich neigt meine Mum auch zu solchen Aktionen und tatsächlich sind manmal wahr Schätze dabei 😉
    LG deine Claudia

    1. LOL, das beruhigt mich, Claudia! ich habe jetzt den Auftrag, ihr aus einem ähnlich grünen Stoff, den sie auch mal in einer ähnlichen Gemengelage angeschafft hat, eine auf sie angepasste Dublette zu machen… #neverendingstory 😉.
      Herzlich: Charlotte

  9. Anke says:

    Ein toller Nachbau, auch wenn das Kleid durch die Steifheit des Leinenstoffes wesentlich mehr Stand hat und sich dadurch eine komplett andere Optik ergibt.

    Leinen ist auch im Moment mein Lieblingsmaterial, allerdings gern in Verbindung mit Viskose, dann fällt der Stoff besser.

    VG Anke

    1. Danke für den Tipp, Anke – nach Viskose-Leinen-Mix muss ich mal schauen. Denn Du hast Recht: Die Optik und Haptik sind durchaus anders und das Leichte, Weiche reiner Viskose fehlt.
      Herzlich: Charlotte

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