Ich weiß, dass das eigentlich anders geht. Dass die wichtigste Brotzutat nicht Mehl heißt, nicht Wasser, nicht Salz, sondern – Zeit. Zeit, die man dem Sauerteig gönnt, der mit einem Hauch von Anstellgut Stunde um Stunde vor sich hingären darf. Zeit, die auch der Hauptteig bekommt, um Klebergerüste zu entwickeln, Standfestigkeit und, vor allem, Geschmack. Zeit, die den handgebackenen Laib von seinen traurigen Kollegen im Supermarkt trennt.
Zeit, die ich manchmal nicht habe. Weil manchmal – ich schrieb bereits davon – erst abends feststeht, dass es anderntags Brot geben soll. Brot, dass man sich fertig belegt zwischen die Kiemen klemmen kann, wenn man nach Dienstschluss zum Klettern an den Felsen fährt (oder, wie jetzt, in die Halle). Brot, das dazu morgens geschmiert werden muss.
Bisher waren das die Situationen, in denen der Kerl am Heimweg noch beim Bäcker hielt. Ab sofort könnten das die Gelegenheiten sein, zu denen ich backe. Ein Brot, das binnen vier Stunden fertig ist, also bequem in einen Feierabend passt. Das trotzdem ausschließlich mit Sauerteig geht, was Konsistenz und Geschmack eklatant befördert.
Grob inspirieren ließ ich mich von all den Fünf-Minuten-Gebäcken, die die Chefkochs dieser Welt so sammeln – nur, dass ich eben keine Hefe nahm, sondern Anstellgut, und dass ich dem Ganzen doch etwas mehr Zeit gönnte, sich zu entwickeln. Das Ergebnis war allerhöchst zufriedenstellend – nicht zuletzt mit meinem aktuellen Lieblingstopping Erdnussbutter und Gewürzgurke nach Joy the Baker (Warum habe ich das nicht schon viel eher probiert?!) – weshalb beides unbedingt dokumentiert sein will.
![]() Vier-Stunden-Brot mit Sauerteig und SaatenEin kleines, kerniges Brot von 500 Gramm. das zwei Personen einen Abend lang versorgt – ob am Fels oder anderswo…
Vorbereitungszeit 10 Minuten
Zubereitungszeit 45 Minuten
Rastzeit 3 Stunden
Arbeitszeit 55 Minuten
Portionen 1 kl. Kastenform (20 cm)
ZUTATENBRÜHSTÜCK
HAUPTTEIG
SO GEHT’S
NOTIZENverbessert am 17. Februar 2022 |
Übrigens: Toll ist auch dieses Mal-Schnell-Sauerteigbrot von Herbs & Chocolate – bereits diverse Male nachgebacken!

Tippitoppi sieht es aus, dein Brot – und die Sache mit dem Topping merk ich mir glatt. Das könnte wohl auch meinem Geschmack entsprechen 🙂
Das ASG hattest du dann bei Raumtemperatur zwischengelagert?
4 Stunden Feierabend – das wär schön. Ich bin längst davor schon platt 😉 Aber irgendwie schaff ich dein Brot!
Alles Liebe!
Danke Dir, liebe Maria! Und danke auch für die Frage: Nein, das blasendurchzogene ASG kommt hier direkt aus dem Kühlschrank – ich ergänze den Hinweis gleich. Und ob ich noch Kraft zum Brotbacken habe, ist auch stark tagesformbedingt… und ich habe noch keien Kinder ?!
Sehr herzlich: Charlotte
Liebe Charlotte,
ein sehr leckeres Brot, das Lust auf mehr macht. Überhaupt habe ich hier auf deiner Seite beim Stöbern schon etliche Rezepte entdeckt, die ich unbedingt ausprobieren möchte. Danke dafür und einen schönen Sonntag wünscht
Katrin
Oh, Katrin – das freut mich! Es ist schön zu wissen, wenn diese Rezeptesammlung nicht nur mir dient & Spaß macht…
Herzlich: Charlotte
Hallo und vielen Dank für den Ihren Post! Lesenswert Blog.
Moin Charlotte,
Ich habe einen ASG aus Backferment gemacht. Meinst Du, dass es damit auch geht?
LG Sigrid
Liebe Sigrid – probier’s aus! Ich habe leider null Erfahrung mit Backferment oder entsprechenden Derivaten. Wenn es laut der Anleitung, nach der Du ein ASG daraus „erzogen“ hast, wie echter Sauerteig funktionieren sollte, gehe ich aber davon aus, dass es klappt.
Herzlich: Charlotte
Hallöchen, ich bin erst vor ca. 3 Wochen auf den Sauerteig Hypetrain aufgesprungen, dementsprechend hab ich noch keine Ahnung, was ich eigentlich tue. Bisher ist alles irgendwie ok bis gut geworden, aber oft dachte ich, dass es die Arbeitszeit nicht wirklich wert war. Mal abgesehen davon, dass diese Zeit auch nicht immer vorhanden ist. Dieses Brot hier ist der Retter. Außer, dass meine Staatenmische anders war, hab ich das Rezept 1 zu 1 so gemacht und es ist super geworden. knusprig, saftig, lecker! und im Vergleich zu anderen Rezepten superschnell! Kann ich da auch einfach Mehlsorten austauschen? Oder passieren dann schlimme Dinge? Auf jeden Fall, danke für dieses Cheat Rezept, werde sicher noch mehr ausprobieren.
Liebe Linda – na dann: herzlich willkommen in Hypehausen :D! Und: Freut mich sehr, dass Dir das Brot taugt! Zum Tauschen von Mehlen ist prinzipiell zu sagen, dass jede Type innerhalb einer Getreidesorte und Getreidesorten an sich verschiedene Backeigenschaften mitbringen. Manche Mehle „schlucken“ z. B. mehr Wasser als andere (Faustregel: je vollkörniger es wird, desto mehr, außerdem braucht z. B. Dinkel etwas mehr als Weizen), andere freuen sich über anderes Knetverhalten (Roggen z. B. eher langsamer), und wieder andere, z. B. Buchweizen- und Hafer sind noch kapriziöser, weil frei von oder arm an Gluten. Ich mutmaße, dass das in diesem Falle eher egal ist, aber am Ende hilft nur: Probieren (und aus etwaigen Fehlern lernen, vgl. mein kleiner Sauerteigguide für Anfänger/innen). Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter?
Herzlich: Charlotte
Das hilft schon. Und ganz so kapriziös soll die Mehltauscherei nicht werden. Bisher hab ich noch kein Rezept 2 mal gemacht, deswegen konnte ich noch nicht rumprobieren, aber bei diesem hier werde ich mich mal trauen! 🙂
Wir haben es gerade angeknuspert, mein Mann will, dass ich es morgen wieder backe.
Den Saatenmix musste ich etwas freestyle gestalten: Anstelle Buchweizen gab’s Quinoa und anstelle Kürbiskernen habe ich Sonnenblumenkerne genommen.
Ein unkompliziertes und sehr köstliches Brot. Morgen gibt es das Rezept 1,5fach in einer etwas größeren Form, damit es für zwei Tage reicht.
Liebe Ilona, wie cool! Danke für die Rückmeldung! Und: Quinoa? Einfach so – ungewaschen, ungekocht? Das klappt? Spannend!
Sehr herzlich: Charlotte
Es ist ein Erbebnis, dass sicherlich essbar ist. Eine Lösung für das „Zeitproblem“? Naja, nicht wirklich.
Du verwendest natürlich mit 40% 550er Mehl eine sehr backstarke Schüttung, dazu noch diese recht hohe Hydrierung, da geht das schon so irgendwie, auch wenn der Ofentrieb natürlich schon recht überschaubar war für ein Weizenbrot (Vollkornanteil hin oder her). Lass mich raten, Du hast es zuerst mit 1050 probiert und das Ergebnis war Mist? Dass man solche Stunts mit Roggen (in nennenswertem Maße) gar nicht erst versuchen muss, ist eh klar.
Letztlich bin ich nach einigen Jahren des Ausprobierens zu dem Schluss gekommen, dass diese ganzen „quick and dirty“ Brote einfach allesamt Mist sind, die ohne Kneten oder Falten sowieso. Ja, mit backstarkem Weizenmehl kommt man dann doch erstaunlich weit, selbst mit Sauerteig, aber wirklich erbaulich ist das dann nicht und frei backen kann man die praktisch auch nicht sinnvoll – selbst wenn alle „Bescheißereien“ die man sich so vorstellen kann, genutzt werden.
Ich finde da darf man ruhig mal über seinen eigenen Schatten springen und Brot kaufen, wenn man keine Zeit (oder auch ganz hart keine Lust) hat – lieber gut gekauft als schlecht selber gemacht. Ist keine Schande.
Danke, dass Du Dir die Zeit für einen Kommentar genommen hast. Bitte hab Verständnis, dass ich darauf nicht en détail antworten möchte, denn Deine Vermutungen treffen die Sache eher nicht und ich müsste SEHR weit ausholen. Zum Glück darf ja jede*r die Dinge tun wie er/sie mag. Und falls es Dich beruhigt: Ich kaufe sehr gern gutes Brot.
Herzlich, Charlotte