Es ist ein bisschen wie Tagebuchlesen – in den Bänden von vor drei, fünf, zehn Jahren. Was man gemacht hat, gedacht! Was man aufgeschrieben hat und wie! Was einem wichtig war – wer!
Machen wir uns nichts vor: auch, wenn das Ganze mitunter höchst aufschlussreich ist, und man Dinge entdeckt, von denen man nicht geahnt hätte, wie sehr sie zu einem gehören – in der Regel ist diese Lektüre vor allem eines: hochnotpeinlich. Nicht umsonst ist ein Teil meiner Sammlung in die ewigen Jagdgründe eingegangen (so analog und auf Papier ist da ja alles kein Problem).
Aber wie ist das in einem Blog? Was macht man mit Rezepten, an deren Geschmack man sich nicht mehr auch nur entfernt erinnert? Was mit Texten, bei denen man sich fragt, ob man allen Ernstes selbst…? Ohje, und dann die Bilder…!
Wie schon vor einem Jahr sichte ich, sortiere – in einer Art von digitalem Frühjahrsputz. Die schlimmsten Fotoverbrechen werden beseitigt (oder zumindest gemildert), die ärgsten Stilblüten getilgt. Formfehler lassen sich mit ein bisschen Geduld ausmerzen, Ungenauigkeiten auch. Aber was ist mit dem, was nicht halb so eindeutig ist?
Mein Geschmack hat sich verändert, in vielerlei Hinsicht. Das meiste von dem was es damals – zu Beginn dieses Blogs – gegeben hat, würde ich so nicht mehr servieren. Ich habe andere Ansprüche an Raffinesse, Ästhetik, an das Wie und Warum. Bloggen um des Bloggens Willen reicht (mir) nicht mehr, leider. Die meisten der Uneindeutigen fußen aber genau darin: Posts, weil mal wieder ein Post fällig war – egal, ob das Gericht etwas taugt, der Text, die Fotos.
Sicher: Zum Lernen war das alles nötig und auch jetzt bin ich nicht vor jeder Eitelkeit gefeit. Überhaupt bin ich bestimmt nicht die Erste und Einzige, die ihre digitale Dependance so beäugt. Aber welche Schlüsse zieht man daraus? Soll und kann ich hier so aufräumen, wie ich es jenseits des Netzes so mag – also radikal all das entrümpeln, was meinen Vorstellungen nicht mehr entspricht? Oder wäre das eine Form von Eigenzensur, die dem Ganzen hier mehr schadet als nützt? Zumal: wer scrollt/klickt schon weiter als bis Seite drei?
Vom Koch Hans Stucki liest man, er habe in seinem Restaurant in Basel nur das serviert, was er selber gern isst – vermutlich bei wechselnder Karte. Das ist eine Einstellung, die mir sehr sympathisch ist (und von der ich mich frage, ob sie so ungewöhnlich ist, dass man sie explizit erwähnen muss?).
Damit zwar (noch) keine Antwort auf meine Frage, aber immerhin eine halbelegante Überleitung zu diesem Rezept: Tanja Grandits, die Stuckis Nachfolgern in Basel ist, hat es in ihr Buch „Gewürze“ geschrieben, wo es Eva entdeckte, bei der ich es fand. Um es dann viel zu lange liegen zu lassen. Dabei stimmt hier alles: Die Pfannkuchen sind samtig, das Gemüse ist knackig, das Curry rund und hocharomatisch. Alles zusammen, bestreut mir dem GRANDIOSEN Chutney/Topping aus Kokoschips, Knoblauch, Ingwer, Chili, Zitronensaft, Zucker und Fischsauce ist eine einzige, ausdrückliche Empfehlung.
Kokospfannkuchen mit Gemüsefüllung, Linsencurry und Kokos-Topping
für zwei große oder drei kleine Portionen
Vorbereitungszeit 35 Minuten
Zubereitungszeit 50 Minuten
Arbeitszeit 1 Stunde 25 Minuten
Portionen 2 Portionen
ZUTATENKOKOS-TOPPING
KOKOSPFANNKUCHEN
LINSENCURRY
GEMÜSEFÜLLUNG
** insgesamt ca. 25-30g*** insgesamt ca. ein halbes BundSO GEHT’S
NOTIZENnach Tanja Grandits: „Gewürze“, hier via kochpoetin |
Ich finde das Foto völlig in Ordnung. Was du immer hast. Tststs. 😉
Freut mich sehr, dass es euch so gut geschmeckt hat! Und in dem Buch von Frau Grandits sind noch etliche so gute Rezepte, zwar nicht alle vegetarisch, aber doch mit eher wenig Fleisch. Einige habe ich auch gepostet.
Und zur Grundsatzfrage: ich bin beim Entrümpeln auch recht radikal, habe schon vor Jahren meine alten "Schriften" in die Tonne geschmissen – und es nicht bereut. Im Blog bin ich, wie du, weniger radikal. Es dokumentiert halt auch eine Art Entwicklung. Wobei. Ganz schlimme Artikel habe ich für die Grundrezepte auch schon gelöscht…
Liebe Grüße,
Eva
Der Kerl hat herzlich gelacht, als ich ihm erklärt habe, dass das hier ja wohl mein Blog sei und ich also tun und löschen kann, was ich will. Er ist eher der Meinung, dass man ja auch "an die anderen" denken müsse, an deren Vorlieben und Geschmack. Aber ich glaube, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist…
Ich muss gestehen, dass ich auch einige sehr alte Posts wieder gelöscht habe. Einfach, weil sie graunvoll waren. Die weniger schlimmen lasse ich stehen und muss kochpoetin da Recht geben – irgendwo zeigen sie ja, dass man sich super weiterentwickelt hat 😉
Deine Kokospfannkuchen sehen auf jeden Fall großartig aus und werden auf jeden Fall mal nachgemacht!
Liebe Grüße!
Liv
Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist!
Und: Tu' das – es lohnt!
Oha, klingt sehr gut, Rezept sollte ich definitiv nachmachen.
Beim Blogarchiv steh ich eher auf der Seite – So sieht Entwicklung halt aus. Nein, ich würde das SO, wie ich es vor ach Jahren definitiv nicht mehr posten/fotografieren und vielleicht auch nicht mehr essen. Aber löschen würd ichs nicht. Irgendwie gehörts zur Geschichte (und ob jemand wirklich 8 Jahre zurückscrollt, na das sei mal dahingestellt). Aber dein Blog ist dein Blog und du kannst tun und lassen was du magst, das ist doch das Schöne dran. :).
Liebe Grüße,
Kathi
Oh ja!
Richtig – aber jede Katastrophe muss ich wirklich nicht aufbewahren… 😉
Davon hätt ich jetzt gern ein paar.. Sehen richtig lecker aus!
LG
Ela
Oh, das waren sie… ich müsste mal wieder!