S

So ‘ne Süße: Retro-Bluse nach Burda

Retro-Bluse nach Burda 04/2018 | milchmädchen.

Ich hätte das alles wissen können. Das heißt: Ich habe es gewusst – Internet sei Dank. Ich wusste, dass die Konstruktion dieser Bluse eigenwillig ist, um es freundlich zu formulieren – und ich kannte auch den Grund: Der kleine Keil unter der Achselhöhle sei, schrieben meine Vornäherinnen, in der Verarbeitung ein einziger Schmerz im A*** (also: freundlicher formuliert) und man fragte sich, ob das anno 1958 tatsächlich so sein musste oder nur bei einem namhaften Verlagshaus.

Aber: Ich mochte dieses Blüschen. Und weil das Futter der blauen Jacke noch genau ausreichend viel Material übrig gelassen hatte, dass man es einfach mal versuchen konnte, tat ich genau das. Ist ja auch eigentlich kein Akt: Fünf Schnittteile, die kurze Anleitung – und das Wissen um den Punkt, an dem es kniffelig wird.

Retro-Bluse nach Burda 04/2018 | milchmädchen.

Nun: Ich war kurz davor, das Ganze zu Patchworksquares zu schneiden. Alter, was für ein K(r)ampf! Es ist bei weitem nicht nur der Ärmelkeil – dessen Installation fand ich sogar vergleichsweise einfach. Aber die Verbindung von vorderer Passe und Vorderteil… oarrr! Vor allem, wenn man vorhat, es „schön“ zu machen und versucht, die Nahtzugabe des unteren Vorderteils zwischen innerer und äußerer Passe zu verstecken. Irgendwann war das Ganze so zerrockt vom vielen Auftrennen und Wieder-Versuchen, dass ich die Passen nochmal komplett neu zuschneiden musste – aus den wirklich allerletzten Resten. Danach bin ich dann nach dem Prinzip „irgendwie zusammen“ gefahren – was jetzt innen auch so aussieht.

Und dann das alte Lied vom Rücken: Der passt natürlich nur gerade eben so rein, wer hätte das gedacht. Aber für einen Schnitt, den ich eh „nur mal ausprobieren“ will, mache ich halt kein Probeteil. Kann ja keiner ahnen, dass man das Zusammenspiel von Stoff und Schnitt am Ende so großartig findet, dass man das Ergebnis wirklich bitte unbedingt tragen können will! Der Ausschnitt! Die Knöpfe! Die Idee an sich!

Mein Glück ist die latente Elastizität des Stoffes und der feste Vorsatz, es doch nochmal zu versuchen. ‘Ne Nummer größer und mit zwei, drei Modifikationen:

  • Hier scheint es noch viel wichtiger zu sein als sonst, bei allen Schnitteilen die Nahtzugabe EXAKT einzuzeichnen und erst dann zuzuschneiden. Das gelang mir beim erwähnten zweiten Versuch mit dem Vorderteil erst, nachdem ich die Papierschnittteile entsprechend ergänzt hatte und nicht versuchte, die NZ am Stoff anzuzeichnen.
  • Und wenn wir schon dabei sind: Die Saumzugabe an Vorder- und Rückteil sowie an Ärmelenden inklusive Keil darf man getrost erweitern, wenn man nicht eine Notlösung will wie „Versäubern und Umnähen“. Letzteres verlangt zwar auch die Anleitung, aber… non, merci. Weiterer Pluspunkt: Man könnte das doch eher kurze Blüschen ein My verlängern.
  • Das Vorderteil wirklich so weit einreihen, bis es genau unter die Passe passt. Bei mir war da der Hund drin, obwohl ich bei sowas normalerweise pingelig bin. Vielleicht klappt’s dann auch mit der ordentlicheren Verarbeitung innen statt des dämlichen „zusammengefasst Versäuberns“?
  • A propos schöner: Man könnte versuchen, die Schulternaht erst an äußerem Vorder- und Rückteil zu steppen, dann den Beleg an den hinteren Halsausschnitt (inkl. schmalkantigem Absteppen) und dann die innere Passe ggf. mit der Hand anzunähen, um alle offenen Enden und Nahtzugaben drunter zu verstecken.
  • Und, ganz wichtig: Den Ärmelkeil unbedingt mit der Hand festheften, bevor man ihn steppt. Eine gute Bildanleitung gibt es bei Nokiko.
Retro-Bluse nach Burda 04/2018 | milchmädchen.
Retro-Bluse nach Burda 04/2018 | milchmädchen.
Hier sieht man ein bisschen, dass ich es links nicht geschafft habe, Keil, Rücken- und Vorderteil passgenau zu verbinden und den so entstandenen Stoffüberstand am Saum einfach abgeschnitten habe. Einer der vielen kleinen Kompromisse in der Verarbeitung…

Schnitt: Retro-Bluse 04-2018/127 nach Burda, Gr. 38
Anpassungen: keine. Vorzunehmende: s. oben.
Stoff: No-Name-Baumwolle, bedruckt

Und ab zum Me Made Mittwoch!

CategoriesAllgemein
    1. Liebe Heike – danke Dir! Ich hätte nicht gedacht, dass dieses widerspenstige Stück so ein Lieblingsteil werden würde, aber genau das ist es. Also: Wiederholung!
      Herzlich: Charlotte

  1. Sarah says:

    Ohlala, ich habe mir den Schnitt in dem Heft auch markiert, aber der ist noch ganz weit hinten auf der will ich nochmal nähen Liste… Dein Blüschen schaut toll aus, aber wenn ich deinen Text über die Details so lese… Überlege ich nochmal… LG Sarah

    1. Liebe Sarah, ich setze schwer auf Versuch II – in der Hoffnung, dass es mit der Vorerfahrung besser klappt. Die Konstruktion ist halt… ja: anders. Aber ich liebe selbst dieses Mängelexemplar so sehr, dass ich gar nicht anders kann als es nochmal zu versuchen.
      Herzlich: Charlotte

Schreibe einen Kommentar zu milchmädchen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.